Wo bleibt die Leichtathletik?

30. Dezember 2019

Wer in den vergangenen Monaten das Vereinsgelände am Kaulbachweg besichtigt hat, kann nur staunen. Bagger und Lkw fahren umeinander, Baumaterial wird angeliefert, es wird gebaut – kurz: Es tut sich was. Allerdings ist nicht die SG Post/Süd der Bauherr, sondern der SSV Jahn mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Regensburg. Mehrere Millionen Euro investiert der Jahn in sein Trainingsgelände am Kaulbachweg. Damit könnte sich einiges auf dem Sportgelände ändern, aber nicht unbedingt zum Vorteil von Post/Süd.

Befürchtungen, dass sich die Trainingsbedingungen der Leichtathletikabteilung der SG Post/Süd verändern, wie in einem Zeitungsartikel der Mittelbayerischen unlängst zu lesen, scheinen sich zu bestätigen. So waren im Sommer die sechs Laufbahnen am Hauptplatz des Trainingsgeländes nur eingeschränkt nutzbar, weil am Rand der Innenbahn ein Bauzaun aufgestellt war. Der Bauzaun ist inzwischen wieder verschwunden, aber dafür gibt es ein kleines Schild, dass das Betreten des Rasens, den die Bahnen „umzingeln“, nicht mehr erlaubt ist. 

Ein Sportplatz, auf dem der Sport verboten ist? Ganz so ist es nicht.  Aber für die SG Post/Süd-Leichtathleten hat sich die Situation deutlich verändert. Sie können den Platz nicht mehr für ihre Wurfdisziplinen und für den Nachwuchs benutzen. Zur Verfügung stehen nur noch die Laufbahnen und die Sprungbereiche. 

Der SSV Jahn hat die Leichtathleten über die Situation auch schriftlich informiert. Ein Kompromissvorschlag der Mediatoren Stadtrat Thomas Burger und Sportamtsleiter Johann Nuber scheiterten am energischen Veto des SSV Jahn. Befürchtungen, die Leichtathleten, dürften den Rasenplatz nicht mehr benutzen, scheinen sich damit als wahr zu erweisen.

Josef Zweck, Abteilungsleiter der Leichtathleten, stellt fest: „Die Leichtathletik gibt es seit 60 Jahren auf dieser Anlage. Ohne die Wurfdisziplinen fehlt was. Außerdem brauchen wir den Rasen für die Kinder. Die Nachwuchsarbeit bei Kindern ist spielerischer Natur. Dafür benötigt man vor allem den Rasen.“ Übungsleiter Rudi Graf meint: „Wir sind in unserer Existenz gefährdet.“ Graf verweist darauf, dass man in diesem Jahr sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern im  Sieben- bzw. 10-Kampf Oberpfalzmeister geworden ist. Wie wolle man künftig für entsprechende Disziplinen trainieren, wenn die Trainingsmöglichkeiten fehlten! „Nur die Bahn ist zu wenig“, sagt er.

Die Entwicklung auf dem Sportgelände am Kaulbachweg kommt nicht von ungefähr. Es steckt eine langjährige Beziehung  mit der Stadt Regensburg dahinter, die 1991 in einem Vertrag zwischen der Stadt und SG Post/Süd geregelt wurde. Danach war der Sportverein Chef am Kaulbachweg. 2003 übernahm der Jahn den Erbpachtvertrag für den Kaulbachweg. Fortan war SG Post/Süd so etwas wie ein „Untermieter“. Dem einstigen „Hausherrn“ wurde zwar die kostenlose Nutzung der Anlagen zugesichert. Ob aber den Beteiligten klar war, wie es funktionieren sollte, dass die SG Post/Süd mit ihren 1650 Mitgliedern und 20 Abteilungen ein Areal mit einem weiteren Verein teilen sollte, der selbst erhebliche Pläne mitbrachte, scheint - zumindest im nachhinein betrachtet - nicht  mehr klar.

2015 wurde der Vertrag unter Mithilfe der Stadt noch dahingehend geändert, dass der Jahn den Platz an der Tribüne täglich ab 16 Uhr alleine nutzen darf, obwohl die Erneuerung des Rasens durch die Stadt mit 250 000 Euro gefördert worden ist. Auch das nährt Zweifel, wie es weitergeht bei den Leichtathleten. Rudi Graf und Josef Zweck hoffen, dass sich die Stadt zu dem Thema äußert und entsprechende  Initiativen ergreift. Schließlich gehe es nicht nur um die 160 Leichtathleten des Vereins, sondern auch um den Nachwuchs in dieser Sportart sowie die LG Telis Finanz, mit der die SG Post/Süd seit Gründung  verbunden ist und deren Aktive ebenfalls die Anlage am Kaulbachweg  nutzen. Norbert  Lieske, Präsident der LG Telis Finanz, betont denn auch die Bedeutung des Kaulbachwegs. Er sagt: „Uns würde eine Trainingsfläche verloren gehen.“ 

Josef Zweck, Leiter der SG Post/Süd-Leichtathletikabteilung
Rudi Graf, Übungsleiter der SG Post/Süd-Leichtathletikabteilung

 

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